Donnerstag, 16. Januar 2014

Wenn einer eine Reise tut...

...dann hat er was zu erzählen.
Ich war jetzt praktisch einen Monat lang unterwegs und hatte weder Gelegenheit noch Lust diesen Blog hier zu bedienen. Asche auf mein Haupt, ich weiß...aber vermeintlich wertvolle Informationen werden ja nachgeliefert.
Unser Urlaub begann in Deutschland, wo mich meine Mutter liebevoll vegan versorgte und selbst glücklich damit war. Sie servierte mir also meinen morgentlichen Hirsebrei und Zucchinispaghetti zum Mittag, während mein Mann gemeinsam mit meinem Vater Blutwurstbrote kaute.
Bewegt man sich jedoch außerhalb der mütterlichen Hallen, hört der Spaß mit der veganen Ernährung schon auf. In meiner Heimatstadt ist da der Schuss einfach noch nicht gefallen.
Mein witzigstes Erlebnis dazu hatte ich zur großen Familienfeier in der Gaststätte einer Kleingartenanlage. Klingt schon oberspießig...
Zur Abendessenzeit ließ der Wirt eine Spezialkarte für unsere "größere" Gesellschaft umhergehen und befragte jeden Einzelnen nach seinem Essenswunsch. Außer mich! Beim Erzählen fiel mir erst gar nicht auf, dass alle bereits bestellt hatten. Ich wunderte mich nur, dass ich die Einzige war, die noch nichts zu essen bekam. So schlimm fand ich das nicht, so kann ich wenigstens vorn an der Theke unter vier Augen mit dem Wirt sprechen - muss ja nicht jeder hören, wenn ich besondere Essenswünsche habe. Ich erklärte dem guten Mann, dass er zwar eine sehr reizvolle Speisekarte habe, ich jedoch kein Fleisch essen mag. Machen wir es so einfach, wie es nur geht... Ob es denn wohl möglich sei, einfach nur in Olivenöl...OLIVENÖL?? HABEN WIR NICHT! Gut, dann ein anderes Öl.. ein paar Tomatenstücken in der Pfanne...WAS TOMATEN? DIE SIND VIEL ZU TEUER...Ok, ok, dann einfach nur ein paar Zwiebeln anzubraten...GLAUBEN SIE ETWA MEINE FRAU STELLT SICH IN DIE KÜCHE UND SCHÄLT ZWIEBELN?????
Möglicherweise hatte ich es falsch angepackt. Mein Vorschlag einfach nur ein paar Nudeln (die auf der Karte standen) mit Zwiebeln und Tomaten zu erhalten, wurde fast unausgesprochen niedergerungen. Andere Taktik: Wie gesagt, ich esse kein Fleisch und meide auch alle anderen tierischen Produkte, was können Sie mir dann aus Ihrer Karte empfehlen?
Der Wirt seufzte ungehalten auf, rollte die Augen und sagte barsch: SALAT!! Gut Salat, aber ich habe gesehen, dass auf dem Salat ein Joghurtdressing drauf ist. Wäre ein Dressing aus Öl, Essig, Salz und Pfeffer möglich? Der Ärger war deutlich aus der Stimme des Wirts zu hören: AUF DEM GROSSEN SALATTELLER IST KEIN DRESSING; DIE SACHEN SIND ALLE MIT ESSIG/ÖL ANGEMACHT...Gut, danke, dann nehme ich das und mit Blick auf die Karte fügte ich noch hinzu: aber eben ohne Hühnerstreifen, einfach nur den Salat.
Kleinlaut schlurfte ich zu meinem Platz zurück und blickte in die erwartungsvollen Augen meiner Verwandtschaft. Keine Panik, ich krieg Salat...
Mittlerweile schien dem Wirt ein Licht aufgegangen zu sein, denn er kam mit der großen Speisekarte zurück und erwähnte zur Freude meiner Tischnachbarn: JUNGE FRAU; WENN SIE KEIN FLEISCH ESSEN; ICH HAB DOCH VEGETARISCHE GERICHTE AUF DER KARTE: DIE KANN ICH IHNEN MACHEN; ABER RAUSPOPELN TUN WIR DA NICHTS: KÄSESPÄTZLE HABEN WIR IM FROSTER UND HIRTENPFANNE MIT FETAKÄSE HABEN WIR AUCH EINGEFROSTET: -  Das ist sehr nett von Ihnen, bedankte ich mich artig, aber Feta und Käse sind die tierischen Produkte, die ich auch nicht esse... NA DANN EBEN SALAT...dem Unterton nach hätte er auch sagen können: Man kann sich auch selbstgeißeln...
Passend dazu aß ich also als Letzte an meinem, gar nicht so unleckeren Salaten aus Karotte, Weißkohl, Sellerie usw. während ein Großteil der anderen Gäste bereits aufbrach und mir beim Verabschieden mitleidig auf den Teller sah.
Es ist so großartig ein Grasfresser zu sein, aber das Tamtam drumherum kann schon gewaltig nerven.

2 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Hallo,

      habe übrigens deinen Blog mal bei mir in diesem Post verlinkt:
      http://www.blog.adelhaid.de/2014/02/k-cr-kommentar-challenge-reloaded.html

      VG,
      Alex

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