Sonntag, 4. Mai 2014

Kuba

Kuba oh Kuba...Venceremos...!
Wer Kuba auch mal abseits der Touristenpfade und All-inclusive Hotels besichtigt und Kontakte zu den Einheimischen hat, wird ziemlich schnell feststellen, dass der kubanische Sozialismus ein verkommenes System mit einer Zwei-Klassen-Gesellschaft ist, welches sich nur noch hält, solange Länder wie Venezuela, Ecuador und Bolivien dafür zahlen.
In Kuba gibt es zwei verschiedene Währungen, den CUC sozusagen die harte Währung mit der Ausländer bezahlen und den Peso für das gemeine Volk. Wer Zugang zum CUC hat, also im Tourismus arbeitet oder für eine der wenigen internationalen Firmen gehört zu der einen Schicht. Alle anderen eben zur anderen Klasse - der Klasse der Armen. In den Hotels findet der Urlauber alles was sein Herz begehrt: Fisch, Fleisch in reichlicher Auswahl, Obst und Gemüse. Der Durchschnittskubaner führt einen Überlebenskampf mit seinen wenigen Pesos die er als Staatsangestellter verdient. Sein täglich Brot sind in der Regel Reis mit schwarzen Bohnen und Tostados - gebackene Kochbananenplätzchen. Fleisch jeder Art kostet pro Pfund umgerechnet 14 Euro und ist bei einem Monatsverdienst von rund 30 Euro definitiv keine Option für den Speiseteller. Obst- und Gemüsehändler sind die "neuen Reichen" von Kuba. Sie kaufen ihre Waren direkt vom  Bauern und verkaufen sie für das Fünffache in den Straßen von Havanna. Heißt, das geringe Angebot zu hohen Preisen führt hin und wieder zu einem Gerangel beim Kartoffelkauf bzw. endet damit, dass die kubanische Hausfrau Gemüse nur sporadisch, am besten an Wochenenden zubereitet.

Die Restaurants und Hotels erhalten ihre Waren ebenfalls direkt vom Bauern und können ihre Speisen zu, für uns angenehmen Preisen, anbieten. Allerdings ist Vegetarismus oder gar Veganismus unter diesen Umständen für den Kubaner absolut undenkbar. Gemüse gibt es praktisch nur in Form von Rohkost mit Eisbergsalat, etwas Gurke und Tomate, die man sich mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer selbst würzen muss. Was immerhin gut ist - so entgeht man möglichen Joghurt- oder Mayonnaisensaucen. Wobei diese außerhalb der All-inclusive Hotels eher unwahrscheinlich sind, da Milch meist nur in Form von Milchpulver verfügbar ist und Joghurt nur mit chemischem Fruchtzusatz. Reichlich verfügbar ist dafür immer Reis mit schwarzen Bohnen. Den kann man essen, bis einem förmlich weiß-schwarz vor Augen ist.
Einmal bestellte ich eine vegetarische Pizza ohne Käse. Man hielt sich brav an meine Order, vergaß aber die Pizza daraufhin durchzubacken. Gedünstetes Gemüse existiert praktisch auf keiner Speisekarte und mit Kombinationen ist man auch sehr eigen. Einmal bestellte ich gelben Reis (weil da etwas Paprika mit reingeschnippelt war) und dazu schwarze Bohnen. Der Kellner fiel fast in Ohnmacht und unsere kubanischen Freunde mussten ihn beruhigen und erklärten ihm, dass es sich bei mir essenstechnisch um einen Spezialfall handelt.
Es fällt mir ja schon fast schwer zu sagen: aber in den Touristenbunkern von Varadero ist man als Veganer wirklich prima aufgehoben. Wir verbrachten zwei Nächte in einem All-inclusive Hotel. Einfach nur, um mal in Varadero gewesen zu sein. Dort schaufelte ich mir direkt nach Ankunft zum ersten Mittagsbüfett jede Menge Gemüse auf den Teller und aß mit großer Gier. Meine beiden kubanischen Freundinnen aßen sich logischerweise durchs Fleischangebot und lächelten milde mit Blick auf meinen Teller: Na endlich hast du dein Gemüse...

Ein Lichtblick meiner Reise war das Essen meiner Freundin Laura:
 
 
 

Spontan behaupte ich, Laura macht die besten schwarzen Bohnen dieser Welt. Auch ihre Tostadas sind unschlagbar. Dafür haben die Kubaner in der Regel keine Ahnung, wie man Gemüse sach- und fachgerecht zubereitet. Laura kaufte mir zuliebe ein paar Karotten - schälte sie und kochte die ganzen Möhren eine knappe dreiviertel Stunde und schnitt sie dann zum Servieren in Scheiben. Alle totgekochten Vitamine schwimmen jetzt durch die Kanalisation von Havanna.
Ein heißer Tipp in Havanna ist das Restaurant San Cristobal. Mein Mann und unsere Freunde kennen den Besitzer, namens Carlos recht gut und haben sich in früheren Zeiten, als er noch als Privatkoch für eine Firma arbeitete, von ihm kulinarisch verwöhnen lassen. Natürlich ziert seine Speisekarte ausschließlich Fleisch und Fisch, doch Carlos ist flexibel. Aus seinen leckeren Beilagen kann man sich auch ein Hauptgericht basteln. Sogar gegrilltes Gemüse ist verfügbar. Leider musste ich meine veganen Absichten, die ich natürlich nicht öffentlich verkündete, hintenan stellen, als mir Carlos anlässlich meines Geburtstages eine gigantische Torte präsentierte.
 
 
 
 Alles in allem möchte ich Kuba als Urlaubsland sehr empfehlen. Wunderschöne Landschaften, traumhafte Strände und ein wohlorganisiertes Tourismussystem, ob in einer Reisegruppe oder als individuell Reisender sind ein absolutes Plus. Allein Havanna bietet viele Bars und Restaurants, wunderbare Fleckchen zum Verweilen und Entdecken und füllt mehr als ein Tagesprogramm. Vorallem das Nachtleben muss man erlebt haben. Auch eine Fahrt in einem der Oldtimer ist ein absolutes Muss!
Allesesser haben im Ernstfall höchstens Probleme mit zu fettem Essen. Vegetarier und Veganer müssen allerdings große Abstriche machen. Kuba bietet keinerlei Vielfalt und Abwechslung. Mit Unverständnis muss gerechnet werden - was uns eigentlich nicht wirklich abhält...
Eine Woche lang Reis mit schwarzen Bohnen und einem mageren Salatteller als Beilage machen satt, aber nicht unbedingt glücklich. Wer mit Kubanern befreundet ist und von ihnen zum Essen eingeladen wird, sollte Gemüse auf dem Tisch als Geschenk betrachten.