Sonntag, 17. November 2013

Mercato de Abastos

Hola! Da bin ich wieder. Heute ist Sonntag, der schönste Tag der Woche. Für mich nicht nur weil Wochenende ist, sondern weil ich quasi jeden Sonntagmorgen auf den Markt in Panama City gehe und mein Obst und Gemüse für die Woche kaufe. Panamá bietet eine unglaubliche Vielfalt für einen Pflanzenfresser wie mich. In den tropischen Gefilden wachsen problemlos Ananas, Papaya, Bananen, Mango und Avocados. Auch einige Höhenzüge und Vulkantäler mit frühlingshaftem Klima gibt es und somit wird man ohne große Lieferwege mit frischem Gemüse und mit Kräutern versorgt.
Natürlich könnte ich meine Früchte und das Grünzeug auch im Supermarkt kaufen, aber erstens ist es da teurer und zweitens bringt man mich dort um das Vergnügen mit den Händlern um die Preise zu feilschen. Nicht, dass sie noch niedriger sein müssten...es ist einfach Prinzipsache.
Gott sei Dank sind wir Frühaufsteher und schlafen auch ohne Wecker am Sonntag gerade mal bis 6.30 Uhr aus. Spätestens 7.30 Uhr kommen wir dann auf dem Markt an, löhnen am Eingang 25 Dollarcent Eintritt und fahren mit dem Auto direkt vor die einzelnen Verkaufshallen und Stände. Los geht es mit meinem Lieblingshändler in der Gemüsehalle. Üblicherweise kaufe ich dort Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Zucchini, Gurken, Rote Beete, Brokkoli, Paprika, Tomaten, Chayote (sieht aus wie eine Birne, schmeckt wie Kartoffel und wird auch so zubereitet), Blumenkohl und Avocado.
Weiter geht es zu den Ständen mit den Piñas, den Ananas. In der Regel gibt es drei, manchmal vier verschiedene Größen. Kleine Ananas bekommt man bereits für 50 Cent, die mittleren für 75 Cent und die großen gibt es für einen Dollar. Wie überall bestimmt auch hier das Angebot den Preis und so kann es passieren, dass ich den Händler meiner Wahl schon mal zusammenstauche, weil er mir für eine große Ananas 1,25 Dollar abknöpfen will. Danach geht es zu den Melonenverkäufern. Hier kaufe ich grundsätzlich nur eine Melone, wenn man mir anhand eines aufgeschnittenen Exemplares die Qualität und Reife demonstriert.
Von dort aus geht es zu den Zitrusfrüchten...20 Limetten für einen Dollar - ich kaufe grundsätzlich nur die "Nacionales". Ich brauche keine schönen Bilderbuchlimetten aus Brasilien, die man zuweilen mit zum Angebot hinzufügt.
Gleich daneben stehen die Lieferwagen mit den Orangen, die man hier säckeweise kaufen kann. Bei den Orangen handelt es sich um leicht säuerliche gelb-grüne Saftorangen, die eben einen hervorragenden Saft geben. Ein Sack mit rund 60 Orangen wiegt 22kg und kostet 4 Dollar...
Von April bis Juli findet man hier auch die Mangoverkäufer. Leider beschränkt sich die Mangozeit wie die Erdbeerzeit in Deutschland auf einen bestimmten Zeitraum im Jahr. Meine Mango muss ich allerdings nicht auf dem Mercato kaufen, da ich in meiner direkten Wohnumgebung zahlreiche Mangobäume stehen habe. Mit einem, aus Deutschland importierten Apfelpflücker holen wir uns dann die leckersten Früchte vom Baum.
Aber weiter zum Markt. Mein Weg führt mich nun zu den Ständen mit dem "Grünzeug". Hier kaufe ich Spinat, Pak Choi, Petersilie, Okras, aber auch Auberginen, Süßkartoffeln, Knoblauch und Ingwer. Gleich daneben steht mein Lieblingsstand mit Maracuja. Panamaische Maracuja haben die Größe einer Kartoffel und sind sehr saftig und leicht säuerlich. Man verwendet sie ebenfalls für Saft, bzw. ich habe sie sehr gern in meinem morgendlichen Müsli. Bei 60 Cent pro Pfund greif ich auch gern mal kräftig zu.
An der nächsten Ecke finde ich eine gute Auswahl an Kürbissen - rund ums Jahr!! Hier könnte ich auch Otoe oder Yucca kaufen, aber leider habe ich mich mit diesen Lebensmitteln noch nicht genügend beschäftigt, um diese in meinen täglichen Speiseplan aufzunehmen.
Apropos täglich, das schafft beispielsweise die Papaya. Der Händler meiner Wahl verfügt über eine erstaunliche Vielfalt und unterschiedliche Größen an Papayas. Ich liebe die Riesenpapaya - sie reicht bei uns mindestens eine Woche.
Bevor wir den Markt verlassen, gönnen wir uns am Zuckerrohrsaftstand einen frisch gepressten Zuckerrohrsaft. Dieser Saft schmeckt allerdings wirklich nur direkt frisch aus der Presse. Abgefüllt in einer Plastikflasche, verliert er ziemlich schnell sämtliche Enzyme und wahrscheinlich auch Geschmacksstoffe und schmeckt daher nicht annährend mehr so gut, wie frisch gepresst.
Beim Verlassen des Marktes kommen wir noch an den großen LKWs mit den Kochbananen vorbei. Diese gehören neben Yucca zu den Zutaten, die täglich auf dem panamaischen Teller landen. Je nach Lust und Laune nehmen wir uns auch noch sechs Platanos für einen Dollar mit.
Vollgepackt und zutiefst beglückt geht es dann wieder nach Hause. Der Einkauf auf dem Mercato ist eine Sache, die ich einfach nicht mehr missen möchte. Frisches Gemüse, rund ums Jahr zu beschämend niedrigen Preisen ist für mich ein absolutes Plus. Wahrscheinlich stammt das Gemüse nicht automatisch aus organischem Anbau. Aber die Tatsache, dass auch Raupen in Broccoli und Blumenkohl zu finden sind, ist als Zeichen dafür, dass kaum Chemie beim Anbau verwendet wird, zu werten.
Klar vermisse ich gelegentlich Äpfel oder wie im deutschen Sommer Himbeeren oder Heidelbeeren. Wenn mich da der Appetit überkommt, fahre ich zu "Foodies" in die Punta Paitilla. Der Besitzer, ein Chinese, besorgt diese Luxusgüter problemlos - so dass ich deswegen auch nicht "leiden" muss.
Also: Viva Panamá!!

Freitag, 15. November 2013

Skifoarn....

Dass man eingefleischter Mitteleuropäer ist, merkt man spätestens daran, wenn man, in tropischen Gefilden lebend, plötzlich Bock auf Schnee und aufs Skifahren hat.
Daher haben wir bereits im April unseren Winterurlaub im Alpinhotel Berghaus in Tux gebucht.
http://www.hotel-berghaus.at/en/
Damals ahnte ich ja noch nicht, dass ich mal zum Pflanzenfresser mutieren würde. Im übrigen entschieden wir uns unter anderem für das Hotel, der tollen Wildgerichte wegen...tja, wie sich die Zeit doch ändert.
In einem Monat ist es also soweit und ich hatte mir überlegt, dass es besser sei, die Hotelküche mit meinen Absurditäten vorab zu konfrontieren. Daher schrieb ich eine Email ans Hotel, mit der Frage, ob man in die leckere Speisenauswahl auch etwas Veganes einbauen könnte und es vielleicht möglich sei, irgendeine Pflanzenmilch zum Müsli zu reichen. Ich erwähnte, dass ich keinerlei Wert auf Sojamilch lege, sondern auch mit selbstgemachter Mandelmilch äußerst zufrieden bin. Geht schnell und ist ökonomisch. Außerdem bot ich an, etwas preisintensivere Zutaten, wie bspw. gepopptes Amaranth oder Mandelmus selbst mitzubringen. Auch könne der Küchenchef jederzeit bei mir nachfragen.
Umgehend erhielt ich Antwort und zwar auch noch eine positive! Natürlich ist es möglich vegane Varianten zu kreieren! Das Salatbüfett ist sehr reichhaltig und hält eine Vielzahl von veganen Salaten bereit und natürlich versorgt man mich mit entspechend viel Obst. Es ware durchaus sehr sinnvoll Zutaten wie angeboten mitzubringen. Traumhaft!
Ich bedankte mich höflich und begeistert und bot noch einmal an, mich jederzeit zu kontaktieren, falls Fragen aufkommen. Dieses Angebot nutzte sogleich der Küchenchef, der mir mitteilte, dass er auf Wunsch Sojamilch in seiner Küche habe und gern Speisen vegan abändert. Es gibt generell ein tägliches vegetarisches Gericht und sollte das nicht auch noch vegan sein, sollte ich mich direkt bei ihm melden. Wenn ich ihm das Rezept für Hafermilch zusende, wird er diese gern für mich herstellen!!! Spätestens an dieser Stelle hatte ich diesen Koch in mein Herz geschlossen! Weiterhin schrieb er, dass vegane Desserts dann schon eher ein Problem darstellen, er mir aber jederzeit frisches Obst oder auch Sorbet anbieten kann!
DAS ist Service und DAS macht einen guten Koch aus - nicht nur sich selbst am Herd verwirklichen, sondern auch mal auf Kundenwünsche eingehen. Ich bin ja schließlich nicht die einzigste auf dieser Welt, die sich "wie ein Karnickel" ernährt und vielleicht...würden sich viel mehr Menschen für ein vegetarisches Gericht entscheiden, wenn es denn überhaupt angeboten würde...

Ich meine..ungeachtet des Vorschlages der Grünen - mich würde wirklich mal interessieren, wieviele Menschen die fleischlose Variante in der Kantine wählen, wenn die Küchenchefs es einfach so und unkommentiert anbieten. Das war das Wort zum Freitag... ich rühr mir jetzt einen Matcha Latte an

Sonntag, 10. November 2013

Wieder daheim...

Zurück in Panamá...zurück in meine  sicheren heiligen veganen Hallen. Heute Morgen waren wir, wie jeden Sonntagmorgen kurz nach 7 Uhr auf dem Mercato de Abastos und haben uns mit Obst und Gemüse für die Woche eingedeckt. Den Mercato und seine Schätze werde ich wohl an anderer Stelle noch einmal beschreiben.
Was jetzt erstmal fehlt ist ein "Mexico-Rückblick"...Schließlich haben wir einiges erlebt und erfahren und diese Erfahrungen teile ich gern ganz großzügig.
Mexikaner sind, ausgenommen bestimmte Individuen und einige Taxifahrer..., freundliche, höfliche, hilfsbereite Menschen mit einem großen Kulturverständnis und Nationalstolz. Sie sind äußerst zugänglich und es ist einfach mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mexico bietet eine Fülle an Kultur und Geschichte. Man kann sich rund um die Uhr mit der Besichtigung von verschiedenen Tempeln oder Museen beschäftigen, allabendlich ein Konzert oder Tanzaufführung besuchen, sich von den Mariachi ein Ständchen singen lassen und kunstvolle Gemälde, Fotos oder Skulpturen auf den Straßenausstellungen bestaunen. Langweilig wird es definitiv nicht.
Die mexikanische Regierung hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, den Tourismus zu fördern. Dazu muss es natürlich auch sicher auf den Straßen und Plätzen sein. Im Großen und Ganzen funktioniert das auch. Überall in der Hauptstadt sieht man ganze Scharen von Polizei und Sicherheitskräften mit schwerer Bewaffnung und Taxifahrer müssen ein offizielles Dokument mit Namen und Taxinummer gut sichtbar am hinteren Fenster befestigen - es gibt sogar eine Hotline für die Beschwerde, falls ein Taxiste nicht so spurt, wie man das gern hätte. Es empfiehlt sich tatsächlich vorm Einsteigen zu kontrollieren, ob a) das Dokument mit Foto und Zulassungsstempel im Fenster hängt und b)die Taxinummer gut sichtbar am Amaturenbrett angebracht ist. Nicht einsteigen, wenn das Dokument fehlt! Die Frage "wieviel kostet die Fahrt nach..." beantwortet der Taxifahrer mit einem äußerst schön gerechneten Betrag, der ihm entweder einen frühen Feierabend oder eine längere Mittagspause beschert. Man sollte daher besser fragen, ob das Taximeter funktioniert. Nur dieses garantiert einen fairen Preis an den Ort des Begehrens.
Die Regierung hat zwecks Touristenförderung ein Dokument online gestellt, welches eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten vorschlägt. Beispielsweise empfiehlt man darin, den Besuch des Mercato de Sonora und den Mercato de la Merced. Diese Märkte sind durchaus sehr sehenswert; für alle, die an Naturheilmitteln und Hexerei interessiert sind, bzw. sehen möchten, was der Durchschnittsmexikaner täglich an Obst und Gemüse kauft. Nach dem Verlassen der Märkte sollte man schleunigst in ein geprüftes Taxi steigen und sich der nächsten Aktivität widmen. Wer mutig genug ist, die Umgebung um die Märkte herum zu erkunden, muss sich auf Kriminalität gefasst machen - das erwähnt die Regierungswebsite leider nicht! Der Einwohner von Mexico D.F. weiß das allerdings und gibt auch gern Auskunft, welche Orte man besser meiden sollte.
Wer sich mit Shoppinggedanken trägt, sollte besser einen Anschlussflug nach Miami buchen. Die Millionenmetropole besitzt kaum nennenswerte Einkaufsmöglichkeiten, in denen man ein zweifelhaftes Angebot für viel Geld erwerben kann.
Das Essen....ja Mexico ist berühmt für seine Küche. Jeder Allesfresser muss sich hier im Paradies wähnen. Die Auswahl an verschiedenen Tacos, Enchiladas, Fajitas und Tortillas mit allen möglichen und unmöglichen Füllungen und Soßen ist gigantisch...und sehr sehr fleischlastig. Man darf da wahrscheinlich nur nicht darüber nachdenken. Grundsätzlich streut der Mexikaner auch gern weißen Käse über alles. Der Veganer und auch noch der Vegetarier haben es da sehr schwer. Das Hotelfrühstück bietet eine gute Obstauswahl mit "Alegría", einer Mischung aus Haferflocken, verschiedenen Nüssen und Amaranth - mit Honig vermischt. Der Warmanteil besteht in der Regel aus Bohnenbrei, von dem man allerdings regelmäßig den Käse kratzen muss, Rosmarinkartoffeln oder Röstis, auch mal gedünstetes Gemüse oder Maiskolben.
Mittagessen und Abendessen in Restaurants kann anstrengend werden. Mit viel Glück bietet die Karte ein, maximal zwei vegetarische Gerichte, meist Salat. Man sollte vorab immer nach den vegetarischen Angeboten fragen. Wer nach gewisser Zeit keinen Salat mehr sehen kann, fragt eben den Kellner, ob der Koch in der Lage ist, die Fajitas oder Tacos mit Gemüse, in der Regel Tomate, grüne Paprika, Zwiebel, Eisbergsalat und etwas Avocado, zu füllen. Man stößt nicht zwangläufig auf Verständis, wohlaber auf die Fähigkeit, ebensolches zu produzieren. Eines muss man als Veganer jedoch immer hinzufügen: Bitte ohne Käse und Crème!! Vergißt man das, verbraucht man ziemlich viel Zeit, den Käse vom Gemüse zu kratzen. Immer beides erwähnen, weil der Mexikaner nur höflich sein will und sonst denkt, man will wirklich nur keinen Käse oder keine Crème und fügt dem Essen das nicht Abbestellte freundlicherweise hinzu...der guten Nährstoffe wegen und weil es doch sonst dazu gehört.
Erstaunlich ist es eigentlich, dass die Vielfalt vom Markt inklusive der Superkörner wie Chia oder Amaranth nur spartanisch Einsatz in der Gastronomie finden. Der Markt bietet ungefähr fünfzehn verschiedene Bohnensorten; im Restaurant gibt es aber nur Einheitsbrei aus schwarzen Bohnen. Fleisch ist der Grundstoff aller Speisen und selbst die vermeintlich vegetarische Brokkolisuppe wurde mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit mit Rinderbrühe zubereitet.
Mit meinem universell alles essenden Mann war ich leider nicht in der Lage weitere vegane/vegetarische Restaurants zu probieren. Vielleicht gibt es sie ja wirklich! Ich behaupte bis zum Gegenbeweis: sie sind in Mexico D.F. schlichtweg nicht existent.
Mein Fazit: Als Veganer hat man einen leicht gegensätzlichen Blick auf die mexikanische Küche, kann sich jedoch mit etwas Aufwand durchmogeln. Der Kunst und Kultur wegen lohnt es sich auf jeden Fall nach Mexico zu reisen!!

Samstag, 9. November 2013

...und auch die schöne Seite von Mexico...

Der gestrige Tag hat den Flop vom Donnerstag schon fast wieder wettgemacht. Unsere mexikanischen Freunde hatten sich für diesen Tag frei genommen und fuhren mit uns zu den Tolteken-Tempeln in Téotihuacan. Einst war das eine toltekische Großstadt mit bis zu 85000 Einwohnern in den besten Jahren. Teile der Pyramiden und Mauern sind noch im Urzustand erhalten, einiges hat man jedoch mit etwas zuviel Engagement wieder hergestellt...und somit verpasste man dem Sonnentempel einfach eine Terrasse zuviel. Wenn das die Tolteken wüssten! Solange man in dieser faszinierenden Kulturgeschichte umherturnt und Tempel besteigt, spürt man gar keinen Hunger. Gefrühstückt hatten wir gegen 8.30 Uhr morgens, demzufolge begann auf der Rückfahrt gegen 15.30 Uhr der Magen zu knurren.  Der Weg zurück in die Hauptstadt nahm einiges an Zeit in Anspruch, ebenso die Anfahrt zum gewünschten Restaurant durch die vielen Einbahnstraßen während der Rush Hour. Unsere Freunde hatten sich das Restaurant El Cardenal im Hilton Hotel ausgesucht. Mit dieser Wahl waren wir nicht die einzigsten, denn mit uns warteten noch mindestens 15 Personen auf einen freien Tisch in diesem beliebten Restaurant. Mein Mann hatte, vorsorglich und unangenehmen Situationen vorbeugend, erklärt, dass ich mittlerweile Vegetarier bin. Das mit dem vegan hat er sich aber nicht getraut... Interessiert wurde ich nun befragt, seit wann und warum...und die Hammerfrage des Abends: woher bekommst du dann deine Vitamine und Mineralstoffe???
Ich erwähnte also knapp, dass alle Pflanzen diese Nährstoffe bieten und zählte auf, was ich so am liebsten esse. Nicht ganz unbeabsichtigt erwähnte ich auch Chiasamen und selbige fielen praktisch auf fruchtbaren Boden, denn Cesar erklärte mir nun, dass man in Mexico traditionell Limettenwasser mit Chia trinkt. Wie zur Bestätigung erschien eine Kellnerin und versorgte die Wartenden mit besagtem Getränk. Ich sage nur: saulecker!
Natürlich bestellte ich mir zum Essen Chia-Limettenwasser und das einzigste vegetarische Gericht der Karte, einen Salatmix aus Eisbergsalat, Spinat, Melone, Erdbeeren, Alfalfa, Amaranth und Nüssen...der Oberknaller
Üblicherweise serviert man in mexikanischen Restaurants vorab Tacos, Nachos o.ä. Gestern brachte man frische Maistortilla, Avocado und drei verschiedene Mole- verschiedenfarbige Gewürzsaucen..die dunklen schmecken meist nach Schokolade. Theoretisch kann man sich daran schon satt essen.
Ganz traditionell wollten wir dann auch das Essen beschließen...mit einem Tequila. Der wahre mexikanische Tequila hat nichts mit dem Gesöff aus deutschen Supermärkten gemein. Man kann ihn genussvoll pur trinken ohne Gesichtslähmung zu bekommen. Wer mag, beisst vorab in eine halbe Limette, trinkt dann einen Schluck Tequila und spült mit einem Schluck Tomatensaft mit Tabasco nach.
DAS war endlich mal ein problemloses ...bohnenfreies...veganes Essen! Hat man mich schlussendlich doch noch glücklich gemacht...
Hier noch schnell das "Rezept" wie man Chia-Limettenwasser herstellt: ein bis zwei Limetten, je Geschmack in ein Glas Wasser pressen, einen Teelöffel Chiasamen dazu...fertig

Freitag, 8. November 2013

Die hässliche Seite von Mexico City...

Was für ein Sch...tag gestern! Er begann durchaus positiv mit einem Besuch auf dem Mercato de Sonora: ein Markt, der wohl früher mal berühmt für seine Heilpflanzen und Heilmittel war; heute aber ein Paradies für Kitschsammler ist. Im hinteren Teil aber findet man noch traditionelle Stände, an denen man säckeweise Heilmischungen gegen Diabetes, Nierenreissen, Staublunge und Impotenz findet. Falls die Holzraspel von verschiedenen Bäumen und die getrockneten Pflanzenteile nicht direkt wirken, empfiehlt sich der zusätzliche Kauf eines Talismans und beruhigender Räucherstäbchen. Ich habe mich dort sauwohl gefühlt. Überrascht war ich vom Angebot der Tierfutterverkäufer: erste Reihe Säcke mit whiskas für junge Katzen, erwachsene Katzen, Hundefutter für alle Arten...dahinter Säcke mit gelber und roter Hirse, Sesam, Amaranth und Quinoa...tja Bubi und Hansi füttert man gesund. Selbst stopft man sich den größten Schund rein..
Der folgende Besuch auf dem Mercato de la merced war ebenfalls eine Offenbarung. Säckeweise verschiedene Bohnen, gepopptes Amaranth, Leinsamen, Sesam...dazu Tomaten, kindskopfgroße Blumenkohl(s oder e oder köhler???), bündelweise Spinat, Kartoffeln in allen Größen usw. Außerdem, neu für mich, Nopal: Kakteen, von denen man die Stacheln kratzte. Bei den Mengen kommt der Verdacht auf, dass es sich um ein tägliches Gericht handelt. Übrigens kaufte ich mir dort ein Pfund Pintobohnen für umgerechnet 0,70 Euro.
Leider verließ uns dann das Glück, denn im Stadtteil hinter dem Markt wurden wir überfallen und unsere Kamera mit all den schönen Marktfotos wurde gewaltsam geraubt. Mit hängenden Köpfen und mein Mann leidlich lädiert fuhren wir zum Hotel zurück, um uns wieder zurechtzubiegen. Gegen Nachmittag kam sogar der verlorengeglaubte Appetit wieder und ich regte an, das, im Tripadvisor als vegan angegebene Restaurant, Green Grass, aufzusuchen. Hier erlebten wir die zweite Pleite des Tages. Erstens handelte es sich um eine Fastfoodkette, hinter deren Theke ein Mitarbeiter verschiedene Zutaten zu einem Salat nach Wunsch in einen vorbereiteten Plastikbehälter(!!) mit grünem Salat zufügte. Ich orderte zunächst die Basic-Grösse Salat und sollte mir nun für 100g Proteine aussuchen...ich wollte Tofu...gab es nicht! Stattdessen fünf verschieden gewürzte Hühnergeschnetzelte!! Ich beschwerte mich lautstark, dass dies noch nicht mal ein vegetarisches Restaurant, sondern Nepp sei- Essen auf Salatbasis ist noch lange nicht vegetarisch geschweige denn vegan! Die Mitarbeiter hatten kopfschüttelnd definitiv kein Verständnis für diese Kritik und wundern sich wahrscheinlich jetzt noch über die kaputte Alte, die die lecker Hühnerteile verschmähte...

Donnerstag, 7. November 2013

Mexico City

Mexico City ist ein Paradies für alle Kunst- und Geschichtsinteressierten. Man kann ganze Vormittage im Templo Mayor verbringen, Kunstwerke aller Art in den vielen Museen der Stadt besichtigen und sich am Abend auf dem Plaza Garibaldi von den Mariachis ein Ständchen singen lassen. Als Pflanzenfresser ist man jedoch im Dauerstress. Fakt ist: hier ernähre ich mich einseitig! Seit einer Woche besteht mein Frühstück aus Melone, Ananas, Papaya, getoppt mit einem Mix aus Nüssen, Haferflocken und Amaranth-leider mit Honig vermischt. Immerhin, das ist der positive Teil. Müsli fällt flach, weil es nie und nirgends Soja- geschweige denn eine andere Pflanzenmilch gibt. Ausserdem packe ich mir als Magenfüller den obligatorischen Bohnenbrei auf den Teller, von dem ich allerdings immer erst, zum Entsetzen der Kellner, den Reibekäse runterkratzen muss. Da diese Art der Bohnen mich praktisch mehrmals täglich heimsucht, liegen sie mir mittlerweile schwer im Magen. Noch ein positiver Punkt:die frischen Säfte. Heute Morgen war es wieder ein Karottensaft und ein Grapefruitsaft.
Das Angebot für Mittag und Abendessen hängt mir inzwischen zum Hals heraus. Ich feilsche praktisch immer darum, mir Mais-oder Weizenfladen mit dem Bohnenmus und/oder Gemüse füllen zu lassen. Das Angebot an Gemüse beschränkt sich aber auf Eisbergsalat, Tomaten, manchmal Paprika und Zwiebel, natürlich auch Avocado. Sobald sich die Gelegenheit bietet, mal Karotte, Broccoli oder Spinat zu bekommen, stürze ich mich lüstern drauf. Doch auch das kann schief gehen. Der Mexikaner ist verrückt nach Käse...also serviert man mir ungefragt auch mal Spinatfetzen in einem undefinierbaren Haufen Käse oder zur Unkenntlichkeit verkochter Broccoli-wahrscheinlich in einer Rinderbrühe.
Nun könnte man denken: jetzt geh doch mal in ein veganes Restaurant. Wird man doch sicher in dieser 8 Millionen Metropole haben! Gibt es, sogar gleich um die Hotelecke. Jetzt muss ich meinen Allesfresser-Mann nur noch diplomatisch überzeugen, mich aufopferungsvoll dorthin zu begleiten. Für ihn ist die Welt bunt. Hätte er mich nicht wie ein Klotz am Bein könnte er die herrlichen Bohnenfladen mit undefinierbarer Hackfüllung und Käsetopping von den Straßenhändlern kaufen oder den Fajitas-Döner im Eckrestaurant. Er könnte wie alle Mexikaner unbewusst drei Mal täglich Fleisch  essen und wäre ebenso glücklich mit all den Käseklumpen. Ach ich bin schon kompliziert...

Mittwoch, 6. November 2013

Cancun

Cancun also...Cancun hat einen wunderbar weißen Strand, türkisfarbenes Meer und....das war es schon. Entlang der Meeresseite der Peninsula steht ein Hotelbunker am anderen und zwischendrin stehen hoffnungslos überteuerte Einkaufszentren zu denen man sich für viel Geld mit dem Taxi oder für umgerechnet einen Dollar mit dem Bus fahren lassen kann. Man kann es aber auch bleiben lassen... Aber nun zum Essen. Cancun ist eine Touristenmetropole, die sich in erster Linie an den Bedürfnissen der vorwiegend amerikanischen oder kanadischen Besucher orientiert. Das erschwert die vegane Ernährungsweise. Man tritt praktisch in eine Art Verhandlung bei der Essensbestellung. ...ich hätte gern die Linguini Alfredo (dachte das wäre nur eine Tonatensauce) ohne Käse...aber da ist Käsecreme in der Tomatensauce...oh! Dann nein! Kann ich statt der Sauce einfach nur frisches Gemüse bekommen? Broccoli, Karotten, Zwiebeln usw...? ...Ja das geht. Sollen wir das Gemüse in Butter andünsten? ....um Himmels Willen nein!!! Nur mit Olivenöl! ...ah ok gut, das geht...Immerhin war das ein Italienisches Restaurant! Was wollen die da mit Butter?
Einen besonderen Knüller erlebte ich auf dem Flughafen. Uns reichte die Zeit nicht mehr morgens im Hotel zu frühstücken, also wollten wir uns auf dem Airport etwas kaufen. Frühstücksangebote in aller Welt bestehen aus mindestens zwei Eiern in verschiedener Form, helles dürres Weizentoastbrot, fritierte Kartoffeln und natürlich Ketchup. Ich bekomm schon Herzrasen beim Anblick der Speisekarte. Also lief ich von einem Fastfoodrestaurant zum anderen und hatte nicht annähernd eine Chance. Ein kleiner Laden bot auch Sandwiches; allerdings belegt mit Wurst und Fleisch in allen Variationen. Dazwischen fand ich ein kleines foliertes Päckchen mit Körnertoast, Gemüse und Ziegenkäse. Na gut, zur Not hätte ich es wohl gegessen. Der angezeigte Preis umgerechnet 6 Dollar!! Ich brachte es zur Kasse und der Verkäufer verlangte 9 Dollar! ..nein, das kann nicht sein... Doch! Das ist schliesslich vegetarisch! Ich legte das Veggieausbeuterstück zurück ins Regal und beschwerte mich: nur weil ich keine Tiere esse, muss man mich nicht auch noch bestrafen...
Also mein Fazit: schön im Bundesstaat Yucatan bleiben, Chaya essen und die Tacos mit Gemüse füllen lassen...Cancun meiden, wer Meer, Sand und Sonne will kann auch nach Rügen oder Mallorca.

Samstag, 2. November 2013

Gruß aus Merida

Herzliches Hallo aus Mérida, México! Da fängt man ein neues Blogtagebuch an und schreibt dann zwei Tage lang nix- geht garnicht! Ich befinde mich also derzeit im mexikanischen Bundesstaat Yucatan und versuche mich in einem veganen Urlaub. Das ist erstaunlicherweise leichter als gedacht. Daheim in Panamá beschert einem die Frage nach fleischlosen Speisen desöfteren witzige Geschichten. Doch der Mexikaner scheint diesbezüglich sehr offen und verständnisvoll. Natürlich prägt Fleisch die Speisekarten, doch auf Anfrage gibt man hier gern Auskunft und stellt sogar Speisen vegan um. Oft ist das garnicht nötig. Tortillas, Fajitas oder Burritos gibt es oft auch in vegetarischer Variante. Da muss man nur noch daraufhinweisen, dass auch kein Queso und keine Crema erwünscht ist. Das Frühstück im Hotel ist eine Überraschung. Das Fruchtbüfett dominiert und wird mit gepopptem Amaranth, Nüssen, Kernen und Trockenfrüchten getoppt. Vorsicht! Manche Nuss-Kern-Mischung ist mit dem berühmten Yucatan-Honig gemischt. Der vegane Warmanteil besteht aus Bohnenbrei, Maistortilla, gedünstetem Gemüse und Platanos en Tentación…Kochbanane gebacken. Mein Saftfavorit: Kaktus-Orangensaft! Überhaupt spreche ich als Herbi auf stechende und strahlende Farben an. Deswegen bin ich auch Chaya verfallen. Chaya kann man auch als Baumspinat bezeichnen und grob gesagt-Chaya ist überall drin. Gestern habe ich sogar eine Chaya Margarita getrunken! Glücklich macht auch die Chaya Suppe, der Chaya Saft und die Chaya Salsa. Heute geht es weiter nach Cancun. Dort dürfte es mehr touristisch sein. Lassen wir uns überraschen, ob das gut oder schlecht für mich als Pflanzenfresser ist.
 
 
 
 
 
 
 

Wehret den Anfängen


Es ist vielleicht ganz hilfreich, wenn ich mich zunächst mal dazu äußere, warum ich mich denn unbedingt proteinfrei, geschmackfrei, einfallslos und mineralstofffrei ernähren möchte… Das ist ganz einfach! Noch nie in meinem Leben gehörte Fleisch zu meinen Lieblingsspeisen und vor purer Kuhmilch habe ich mich immer geekelt. Irgendwann bekam ich das Buch “Vier Blutgruppen” in die Finger und war fasziniert. Gott sei Dank…hab ich Blutgruppe A! Von da ab kein Fleisch mehr, aber viele Soyaprodukte, jede Menge Getreide und auch ordentlich Gemüse und Obst. Ich fühlte mich sauwohl. Ich erreichte innerhalb eines halben Jahres mein Traumgewicht, strahlte und war topfit. Aber es hieß nicht vegan und man ließ mich mal machen…Dann ließ ich es schleifen und wunderte mich auch noch, warum ich wieder zunahm. Völlig unerklärbar… Mit der Ernährung beschäftigte ich mich immer mehr und stieß auch auf ayurvedische Ernährung und Basenfasten. Immer dann, wenn ich meinen Körper fleischlos ernährte und so gut es ging Milchprodukte wegließ, konnte ich Bäume ausreißen und hatte keine Gewichtsprobleme. Aber offensichtlich war ich geistig noch nicht gereift genug, um zu erkennen, dass ich als Veganer problemfreier leben würde. Der Begriff “Veganismus” war so weit weg. Dann zog ich mit meiner Familie nach Panamá. Ein wunderbares Land in Zentralamerika, berühmt durch seinen Kanal. Das Angebot an Obst und Gemüse ist paradiesisch. Doch mit meinen zwei Männern an der Backe ist das Kochen nicht so einfach, weil für die beiden nur eines gilt: Fleisch ist das wahre Gemüse…
Mich nervte das ungemein; ich war unglücklich mit meinem Körper, der jede noch so stupide Gelegenheit nutzte Gewicht zuzulegen; ich war ständig am Kämpfen und fühlte mich bäh. Also beschloss ich vor mehr als drei Monaten meinen Körper wiedermal zu reinigen. Hier in Panamá kursiert gerade das Buch “Clean”, was nichts anderes ist als Basenfasten. Genau, das wollte ich noch mal in Angriff nehmen. Leider war ich völlig ideenlos, was ich essen sollte, wie ich es zubereiten könnte usw. Möglicherweise das Kernproblem aller Menschen, die im Grunde genommen Fleisch in ihrem Leben reduzieren wollen. Ich durchforstete also das Internet nach möglichen Rezepten und landete (was hat mir das Schicksal damit sagen wollen…???) auf der Bestsellerliste des Spiegels. Dort zeigte das Stimmungsbarometer, dass die Bücher des Herrn Attila Hildmann gerade voll der Trend in Deutschland sind und man sie haben sollte. Ein Hoch auf die Technik – fünf Minuten später hatte ich Vegan for Fit und Vegan for Fun auf mein Kindle heruntergeladen und las mit Begeisterung in den Rezepten. Ich meldete mich auch gleich bei Facebook in den entsprechenden Gruppen an und musste dort zunächst feststellen, dass ich das VFF Buch besser hätte von vorn lesen sollen, statt nur in den Rezepten zu schmökern. Das mit der Challenge ist irgendwie an mir vorbei gerauscht. Wie dem auch sei, komischerweise orientiere ich mich seitdem tatsächlich vorwiegend an diesem Buch und fühle mich sauwohl dabei. Das möcht ich so gern in die Welt hinausschreien – aber mein Mann lässt mich nicht! Er sagt, ich will alle nur belehren und zu Veganern machen, mh….gibt es in diesem Blog eigentlich auch Smileys??? Solche mit Tränen im Gesicht oder wenigstens traurig??
Na gut, jetzt hab ich es ja praktisch in die Welt hinausgeschrien. Oder in ein Loch im Wald gesprochen, je nachdem… und dabei gar niemanden überzeugt. Aber ich fühl mich jetzt besser!

Ich bin Sprotte und ich versuche mich in der veganen Lebensweise. Natürlich habe ich auch einen richtigen Namen, doch mein Großvater nannte mich freundlicherweise immer Sprotte und hatte außerdem einen gewaltigen Einfluss auf mein heutiges Feinschmeckerleben. In diesem Blog möchte ich meine Erlebnisse und Erfahrungen auf dem Weg in eine vegane Ernährungsweise festhalten. In letzter Zeit hat sich soviel angesammelt und ich kann es nicht wirklich einfach und befreit erzählen. Theoretisch müsste ich im Wald ein Loch buddeln und alles dorthinein sprechen. Das würde auf Dauer ziemlich anstrengend, daher probiere ich mich mal mit einem Blog. Schauen wir mal was draus wird….